In meiner Jugendzeit war Johan Cruyff das fußballerische Vorbild. Auf unserem Bolzplatz in Essen, wo ich aufgewachsen bin, spielten wir immer Rot Weiß Essen gegen Ajax Amsterdam. Mein Team war immer Ajax und ich hatte natürlich die Rückennummer 14.

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Quelle : www.sportschau.de

Mir imponierte die Spielweise von Johan Cruyff : seine Technik, seine Schnelligkeit beim Antritt, seine Torgefährlichkeit, sein Auge für den Mitspieler, seine Passgenauigkeit und nicht zuletzt seine Führungsqualität innerhalb des Teams.

Sein damaliger Trainer Michels krempelte ab 1965 die Vereinsstrukturen von Ajax komplett um, als er Trainingslager und den Vollzeit-Profi einführte, betrieb mit eiserner Hand Teambuilding und revolutionierte die Taktik. Er entwickelte das Konzept des „Voetbal Totaal“ aggressives Pressing (Ja, das gab es schon Ende der 60ziger Jahre des vorigen Jahrhunderts !!) und ständige Formationswechsel. Die gesamte Mannschaft sollte sich in das Angriffsspiel einschalten und so den Gegner unter Druck setzen. Taktisch war der Trainer ein Verfechter des offensiven 4-3-3-Systems.

Quelle: AFP/Getty images

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Die Schaltzentrale dieses Modells war Johan Cruyff, der nominell als Mittelstürmer aufgestellt war, jedoch auf dem ganzen Spielfeld auftauchte und gleichzeitig als Spielmacher, Torjäger und Flankengeber agierte. Der elegante und leichtfüßige Ausnahmespieler war das Bindeglied zwischen Trainer und Mannschaft, der die taktischen Vorgaben Michels auf dem Feld perfekt umsetzte.

Im Jahre 1973 wechselte Cruyff für die damalige Rekordsumme von 3,7 Millionen D-Mark zum FC Barcelona, in den USA und wieder in den Niederlanden.

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Quelle : www.t-online.de

Ähnlich erfolgreich arbeitete er als Trainer für Ajax Amsterdam und den FC Barcelona. In Barcelona prägte er die von Rinus Michels initiierte Jugendakademie La Masia und formte das „Dream Team“, das 1992 erstmals den Europapokal der Landesmeister gewann.

Mit großer Traurigkeit musste ich am 24.03.2016 lesen, dass Johan Cruyff im Alter von 68 Jahren seinen Kampf gegen den Lungenkrebs verloren hatte. Er stand für eine Ära, in der bewiesen wurde, dass Fußball gleichzeitig attraktiv und erfolgreich sein kann und außerdem sehr viel Spaß macht.

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Quelle: skysports.com

Nachfolgend sind einige Aussagen von Johan Cruyff aufgelistet, deren Inhalt noch heute einen sehr großen Wahrheitsgehalt haben !

  • „Fußball spielen ist sehr einfach, aber einfachen Fußball zu spielen, ist das Schwierigste überhaupt.“
  • „Wenn du hinten liegst, musst du einen Verteidiger einwechseln.“
  • „Ich glaube nicht an Gott. In Spanien bekreuzigen sich alle 22 Spieler vor jedem Spiel. Würde das irgendwas bewirken, dann gingen alle Partien unentschieden aus.“
  • „Das Schwierigste an einem leichten Spiel ist, einen schwachen Gegner schlecht Fußball spielen zu lassen.“
  • „Zufall ist logisch.“
  • „Es ist nur ein Ball im Spiel, also musst du ihn dir holen.“
  • „Qualität ohne Ergebnisse ist ziellos. Ergebnisse ohne Qualität sind langweilig.“
  • „Wenn ich wollte, dass ihr mich versteht, hätte ich es besser erklärt.“
  • „Warum soll man nicht einen reichen Klub besiegen können? Ich habe noch niemals einen Sack Geld ein Tor schießen sehen.“
  • „Die Medien verwechseln Geschwindigkeit oft mit Übersicht. Wenn ich ein bisschen eher loslaufe als der Gegner, wirke ich schneller.“
  • „Wenn du nicht gewinnen kannst, musst du sicherstellen, dass du nicht verlierst.“
  • „Du musst dafür sorgen, dass die schwächsten Spieler des Gegners am häufigsten angespielt werden. Dann hast du den Ball schnell zurück.“
  • „Technik bedeutet nicht, dass du den Ball 1000-mal hochhältst. Das kann jeder üben. Wenn du das kannst, musst du zum Zirkus.“
  • „In meinen Mannschaften ist der Torwart der erste Angreifer und der Stürmer der erste Verteidiger.“
  • „Ich habe immer die Einwürfe gemacht. Wenn ich den Ball dann zurückgespielt bekam, war ich der einzige Spieler, der nicht gedeckt war.“
  • „Spieler, die keine echten Anführer sind, schnauzen ihre Mitspieler nach einem Fehler an. Echte Anführer kalkulieren immer mit Fehlern.“
  • „Statistisch gesehen ist ein Spieler nur drei Minuten pro Partie am Ball. Die entscheidende Frage ist also, was du in den anderen 87 Minuten auf dem Platz machst. Das unterscheidet die Spieler.“
  • „Wenn du einen Titel gewonnen hast, bist du nicht mehr bei 100 Prozent, sondern bei 90. Das ist wie mit einer Sprudelflasche. Wenn der Deckel kurz auf war, sprudelt’s weniger.“
  • „Wenn du den Ball hast, musst du das Feld so groß wie möglich machen. Wenn der Gegner ihn hat, so klein wie möglich.“
  • „Es gibt nur wenige Spieler, die wissen, was sie tun müssen, wenn sie keinen Gegner haben. Deshalb sage ich manchmal: Der Stürmer ist stark, aber bewache ihn nicht!“
  • „Ich finde es fürchterlich, wenn Talent durch Computerstatistiken ermittelt wird. Nach heutigen Kriterien wäre ich durchgefallen. Mit 15 Jahren konnte ich den Ball links 15 Meter weit schießen, mit rechts 20. Meine technischen und visionären Fähigkeiten wären nie erkannt worden.“
  • „Spieler können heute nur noch mit dem Spann schießen. Ich konnte mit dem Spann, der Innen- und der Außenseite beider Füße schießen. Ich war also sechsmal besser.“
  • „Fußball ist ein Spiel der Fehler. Wer weniger Fehler macht, gewinnt.“
  • „Technik bedeutet nicht, den Ball 1000-mal hochhalten zu können. Dann kannst du zum Zirkus gehen. Technik bedeutet, den Ball mit einer Berührung zu passen, mit dem richtigen Tempo, in den richtigen Fuß deines Mitspielers.“
  • „Ich wäre am liebsten mit Brasilien, Argentinien und Deutschland in einer Gruppe. Dann wäre ich zwei Konkurrenten schon mal los. So denke ich.“
  • „Straßenfußballer sind wichtiger als Trainer.“
  • „Jeder Nachteil hat seinen Vorteil.“
  • „Wenn wir den Ball haben, kann der Gegner nicht treffen.“