Vor dem Menschen Klaus Steilmann habe ich große Hochachtung und Respekt. Einen solchen Menschen hatte ich in meinem Leben noch nicht kennengelernt. Auf der einen Seite hatte er in Wattenscheid eine Bekleidungsfirma von Null aufgebaut, die in der Spitze einen Umsatz von über 1 Milliarde D-Mark Umsatz erzielt hatte.

Und auf der anderen Seite hatte mich gerade sein soziales Engagement stark beeindruckt. Er hat nicht nur den Fußballclub SG Wattenscheid 09 finanziell unterstützt. Was in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt ist, dass er sich auch finanziell stark bei der Leichtathletik und bei der rhythmischen Sportgymnastik engagierte.Klaus steilmann - 1

Aus heutiger Sicht kann ich sagen, dass ich einen Menschen Klaus Steilmann erleben durfte, für den andere Werte als sein Geld im Vordergrund standen. Auch wenn es etwas „schwierig“ war, mit ihm in der „Alten Herren Mannschaft“ Fußball zu spielen, war es dennoch bemerkenswert, wie sich ein Multi-Millionär wie ein Kind über das Spiel „Fußball“ erfreute.

Herr Steilmann war der Einzige im Club Wattenscheid 09, der mich nicht mit meinem Spitznamen „Butze“, sondern immer mit dem Vornamen „Jürgen“ ansprach. Da ich auch viele Jahre der Mannschaftskapitän war, hatte ich viele Gespräche mit ihm, in denen er auch nicht mit Kritik an den Spielen sparte. Auch mich speziell kritisierte er, weil er von mir bessere Leistungen erwartete. OK, manchmal klappte das auch ganz gut und dennoch meinte er, ich könne das noch besser.

Wir haben auch oft über den Profifußball gesprochen, den er nicht so positiv sah. Vielleicht verstanden wir uns auch deshalb so gut, da ich ja neben dem Fußball auch mein Informatik Studium durchzog.

Nach einem Freitag Abendspiel hatte ich am nächsten Morgen einen Termin mit Herrn Steilmann und musste auch nach der Anmeldung im Empfang etwas warten. Mir gegenüber saß ein Mann, der vom Äußeren jeden Groschen (jede D-Mark) dreimal vor dem Ausgeben umdrehen musste (um es vorsichtig auszudrücken). Auch er wollte zu Herrn Steilmann. Er sagte mir, dass er es schon mehrfach versucht hätte, einen Termin zu bekommen.

Als ich nach ca 1 Stunde wieder aus dem Gespräch mir Herrn Steilmann herauskam, kam mir  auch der Mann, der mir gegenüber saß, auf der Treppe nach oben entgegen. Herr Steilmann nahm sich die Zeit, um mit dem sozial schwachen Mann zu sprechen !

Nach meiner aktiven Zeit bei der SG Wattenscheid 09 durfte / musste ich noch einige Zeit bei den „Alten Herren“ spielen, in der Herr Steilmann natürlich der Kapitän war. Er hat sich zudem nie ausgewechselt, er hat alle Freistöße in der gegnerischen Hälfte sowie alle Elfmeter geschossen. Auf Grund dessen, dass die Truppe neben Herrn Steilmann fast immer mit den alten „Profis“ zusammengestellt war, waren die hohen Siege vorprogrammiert. Und es war wichtig, dass Herr Steilmann natürlich auch immer sein Tor schoss. Viele Mannschaften, bei den wir gespielt hatten, hatten nach dem Spiel einen andere Meinung über Herrn Steilmann.

Nein, er fuhr nach Spielende nicht sofort wieder weg. Er aß wie alle anderen auch eine „normale Bratwurst“ und unterhielt sich mit den gegnerischen Spielern bei einem Pils. Oft blieb er auch länger, um beim Doppelkopf Kartenspiel mitzumischen. Er hatte immer einen riesigen Spaß, wenn er die Kollegen gerade mit einem schlechten Blatt 50 Pfennige abnehmen konnte.

Im Jahr 1988 nahmen wir an einem „Alt-Herren“ Turnier in Mailand mit anderen namhaften Mannschaften teil. Wir sind am Freitag Morgen von Düsseldorf nach Mailand geflogen und haben in einem Super Hotel (es war ein Hotel, in dem 1980 die WM Schiedsrichter untergebracht waren) bis Sonntag Nachmittag übernachtet. Das Turnier hatten wir gewonnen. Klar, Herr Steilmann hatte ja auch alle guten Spieler zusammengerufen. Auf dem Rückflug stand ich mit ihm im Mittelgang zusammen und er sagte zu mir „Jürgen, kann das Leben nicht schön sein ?“.

Quelle : www.derwesten.de

Quelle : www.derwesten.de

Zum 60. Geburtstag von Klaus Steilmann wurde im Jahr 1989 ein „Alt Herren“ Turnier im Wattenscheider Lohrheide Stadion ausgetragen. Ich weiß nicht mehr genau, ob es das Halbfinale oder Finale selbst war. Herr Steilmann erzielte sein persönliches „Tor des Monats“. Aus ca 20 Metern schoss er den auftickenden Ball auf das gegnerische Tor. Der Ball flog nach einer hohen Flugkurve in das rechte obere Eck des Tores. Herr Steilmann machte danach Luftsprünge wie ein kleines Kind. Dieses Tor wird er danach nie vergessen haben.

Meine oben geschilderten Erlebnisse mit Herr Steilmann zeigen, welche Wertvorstellungen der Mann hatte. Es ging ihm nicht mehr darum, noch mehr Geld anzuhäufen. Ihm waren andere Werte viel wichtiger. Er war die Zeit, mit anderen Fußball zu spielen, anderen beim Kartenspiel kleines Geld abzunehmen, mit anderen Leuten bei einer Bratwurst über Fußball zu quatschen. Er hat sich selbst nicht viel finanziell „gegönnt“. Er machte 2 Wochen im Jahr in Nizza Urlaub. Der Luxus bestand darin, dass ein Mitarbeiter seinen Mercedes SL mit Essener Kennzeichen (Er war Wattenscheider und kein Bochumer !) nach Nizza fahren und nach dem Urlaub wieder abholen musste.

Rückblickend aus meiner heutigen Sicht hatte Herr Steilmann immer das Wohl seiner Mitarbeiter in der Firma vor Augen (er arbeitete „fast“ rund um die Uhr), danach kam der Fußball und dann (leider) erst seine Familie.

Ich bin stolz darauf und dankbar dafür, dass ich einen Menschen wie Herrn Klaus Steilmann kennenlernen durfte !